FAU-Forscherin untersucht die Rolle von Katastrophen in der Evolution

Die Illustration zeigt einen Schädelknochen eines Dinosauriers, um den sich eine Schlange windet.
Illustration: Joschua Knüppe

Schlangenvielfalt durch Massenaussterben

Schlangen haben vom Massenaussterben nach dem Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren profitiert. Das zeigt eine neue Studie, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU, der University of Bath sowie der University of Bristol und der University of Cambridge beteiligt waren. Den Asteroideneinschlag, der 95 Prozent aller Lebewesen, darunter auch die Dinosaurier, auslöschte, überlebten nur wenige Schlangenarten. Wegen fehlender Feinde und ihrer Fähigkeit, lange ohne Nahrung auszukommen, konnten diese sich aber auf anderen Kontinenten ausbreiten und neue Lebensräume erschließen – eine Vielzahl neuer Arten entstand. Die bei Schlangen beobachteten Muster zeigen: Katastrophen spielen eine größere Rolle in der Evolution als bisher gedacht. Die Ergebnisse wurden in Nature Communications veröffentlicht.

Die Wissenschaftler um Dr. Catherine Klein, Postdoc am GeoZentrum Nordbayern der FAU, untersuchten Fossilien und Gensequenzen heutiger Schlangen und konnten daraus ablesen, dass die gesamte Vielfalt aller heute lebenden Schlangen auf nur fünf Arten zurückzuführen ist, die das Massenaussterben überlebt haben. Während die Vorfahren der heutigen Schlangen vermutlich eher auf der Südhalbkugel lebten, konnten sich nach der Katastrophe zum Beispiel auch zum ersten Mal neue Arten in Asien entwickeln: Dass viele natürliche Feinde ausgelöscht wurden, erleichterte es den Schlangen, sich in den neuen Lebensräumen zu etablieren. Auch das Schlangenskelett hat sich nach dem Massenaussterben verändert, zeigen Untersuchungen an den Fossilien. So entstanden auch bis zu zehn Meter lange Wasserschlangen. „Schlangen haben nicht nur ein Massenaussterben überlebt, das so viele andere Tiere ausgelöscht hat, sie haben auch kreativ die neuen Lebensräume und Bedingungen für sich genutzt“, beschreibt Dr. Catherine Klein. Auf dieser Grundlage entwickelten sich über Millionen Jahre neue Arten wie Vipern, Boas, Pythons und Kobras. Insgesamt sind heute über 4000 Schlangenarten bekannt.

„Es scheint grundsätzlich so zu sein, dass die Evolution in der Zeit nach einem Massenaussterben besonders experimentell und innovativ wird. Deshalb könnte man das Massenaussterben auch als schöpferischer Zerstörung betrachten“, erklärt Dr. Nicholas Longrich, Mitautor der University of Bath. Spezies werden ausgelöscht, Überlebende können die Lücke im Ökosystem nutzen und neue Lebensräume und Lebensstile erschließen. So wird das Leben letztendlich vielfältiger als zuvor.

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