Warum es keine Fossilien von Kalmaren gibt

Durchschnittliche Verwesung und Verlauf der pH-Werte von Kalmaren (Loligo) (a1–a5), Kraken (Octopus) (b1–b4) und Fischkadavern über 14 Tage. (Grafik: Clements et al. 2017; doi: 10.1111/pala.12267).
Durchschnittliche Verwesung und Verlauf der pH-Werte von Kalmaren (Loligo) (a1–a5), Kraken (Octopus) (b1–b4) und Fischkadavern über 14 Tage. (Grafik: Clements et al. 2017; doi: 10.1111/pala.12267).

Von Kraken und Vampirtintenfischen haben Wissenschaftler an verschiedenen Orten bereits fossile Reste von Weichteilen gefunden. Von ihren Verwandten, den Kalmaren, fehlt bislang dieser fossile Nachweis. Warum? Das haben Geowissenschaftler der FAU und der Universität Bristol nun herausgefunden – und wurden dafür von der englischen Zeitung The Guardian unter die Top-Entdeckungen der Paläontologie 2016 gewählt.

Zehnarmige Kopffüßer wie Kalmare und Sepien sowie achtarmige Kopffüßer wie Kraken und Vampirtintenfische sind eng miteinander verwandt. Sie besiedeln dieselben Lebensräume und haben sich zeitgleich entwickelt. Das belegen molekulare und phylogenetische, also stammesgeschichtliche, Daten. Während Kraken und Vampirtintenfische mit besonders gut erhaltenen Weichteilen als Fossilien in kreidezeitlichen Lagerstätten recht häufig zu finden sind, fehlt von fossilen Weichteilen von Kalmaren und Sepien jedoch jede Spur.

Paläontologen der FAU und der Universität Bristol haben untersucht, wodurch dieser Unterschied in der Erhaltung zustande kommt. Dazu ließen sie Kalmare, Kraken und Fische über einen Zeitraum von 14 Tagen in künstlichem Meerwasser verwesen. Damit wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob der pH-Wert bei allen Tierarten niedrig genug wird, um die Kadaver versteinern zu lassen. Das Ergebnis: Der Ammoniak-Gehalt im Gewebe von Kalmaren ist höher als der von Kraken und Fischen und verhindert so den Abfall des pH-Werts. Kalmare versteinern dadurch nicht so leicht wie ihre Verwandten.

„Es ist dennoch nicht vollkommen ausgeschlossen, dass fossile Weichteile von Kalmaren irgendwann gefunden werden“, erklärt FAU-Forscher Dr. Kenneth de Baets vom Lehrstuhl für Paläoumwelt. „Aber solche Funde wären sehr außergewöhnlich, da sie seltener sein müssten und vermutlich auf zellularer Ebene auch schlechter erhalten sein würden als fossile Kraken.“ Aus den Forschungsergebnissen lässt sich zudem schließen, dass das Nicht-Auffinden von Kalmar-Fossilien nicht zwingend bedeutet, dass die Tiere die entsprechenden Lebensräume nicht bewohnt haben, und bietet damit eine alternative Hypothese für ihr Fehlen in den Lagerstätten.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Palaentology veröffentlicht: Clements, T., Colleary, C., De Baets, K., Vinther, J. (2017), Buoyancy mechanisms limit preservation of coleoid cephalopod soft tissues in Mesozoic Lagerstätten. Palaeontology, 60: 1–14. doi: 10.1111/pala.12267 (Open Access)

Weitere Informationen:

Kenneth de Baets
kenneth.debaets@fau.de