Abfall der Kernindustrie dient als Katalysator für die Produktion von Wasserstoff aus Wasser

Uran: Aus dem Abfallprodukt der Kernenergie-Industrie wird ein Katalysator zur Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Der wiederum kann als nachhaltiger Energieträger genutzt werden. (Bild: Colourbox.de)
Uran: Aus dem Abfallprodukt der Kernenergie-Industrie wird ein Katalysator zur Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Der wiederum kann als nachhaltiger Energieträger genutzt werden. (Bild: Colourbox.de)

FAU-Wissenschaftler entwickeln Uran-basierten Katalysator für die Herstellung eines CO2-neutralen Energieträgers

Chemiker der FAU haben eine neue Verwendung für abgereichertes Uran entdeckt, das als Abfallprodukt der Kernenergie über Jahrzehnte in großen Mengen angefallen ist: Sie haben einen Uran-basierten Katalysator entwickelt, der Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff umwandelt. Der so produzierte Wasserstoff wiederum kann als nachhaltiger Energieträger genutzt werden, um die nur unregelmäßig zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energien zu speichern. Ihre Ergebnisse haben die Forscher jetzt in „Nature“ veröffentlicht (DOI: 10.1038/nature16530).

Der weltweit stetig steigende Energieverbrauch, bei gleichzeitigem Bestreben die Umwelt nicht weiter zu belasten, stellt gegenwärtig eine der größten Herausforderungen der Menschheit dar. Im Zuge des Atomausstiegs ist die Umwandlung von erneuerbaren Energien in speicherbare und technisch nutzbare Formen besonders wichtig. Die gewaltigen Energiemengen, die bereitgestellt werden müssen, um eine gesicherte Energieversorgung zu gewährleisten, können besonders gut durch Wasserstoff – nachhaltig produziert durch die katalytische Spaltung von Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) – erzeugt werden. Um die katalytische Wasserspaltung im industriellen Maßstab durchführen zu können, sind jedoch neue, geeignete Katalysatoren zwingend erforderlich.

Uran: reaktionsfreudig und kostengünstig

Uran bietet aufgrund seiner hohen chemischen Reaktivität und des besonderen Atomaufbaus großes Potential als Katalysator. Außerdem ist das natürlich in Mineralien vorkommende Element Uran wegen seiner geringen Radioaktivität gut handhabbar und daher für die Forschung  von großem Interesse. Als Abfallprodukt der Kernenergie-Industrie fällt es in Form des abgereicherten Urans (Isotop 238U) an, das eine noch geringere Radioaktivität als das natürlich vorkommende Uran aufweist. Seit mehreren Jahrzehnten versuchen daher Forscher aus aller Welt Katalysatoren auf Uran-Basis zu entwickeln.

Der von den FAU-Wissenschaftlern entwickelte Uran-basierte Katalysator. (Grafik: Dr. Frank W. Heinemann)
Der von den FAU-Wissenschaftlern entwickelte Uran-basierte Katalysator. (Grafik: Dr. Frank W. Heinemann)

Wissenschaftlern des Lehrstuhls für Anorganische und Allgemeine Chemie an der FAU um Dominik Halter,  Prof. Dr. Karsten Meyer und Prof. Dr. Julien Bachmann ist nun genau das gelungen: Sie haben den ersten Uran-basierten Katalysator für die elektrokatalytische Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff entwickelt. „Wir haben damit zum ersten Mal gezeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, Uran als Katalysator für die elektrochemische Erzeugung von Wasserstoff zu verwenden“, erklärt Dominik Halter.

Abfallprodukt der Kernindustrie als Rohstoffquelle

Der molekulare Katalysator ist ein Metallkomplex aus abgereichertem Uran, welcher die aktive Nutzung dieses bisher eingelagerten Abfallproduktes als Rohstoffquelle eröffnet. Die mechanistischen Studien tragen wesentlich zum allgemeinen Verständnis der Reaktivität von Uran bei und werden helfen weitere Reaktionen, wie die Erschließung der bislang nur schwer als Rohstoff verwertbaren Gase Kohlendioxid oder Stickstoff zu ermöglichen. Das Kohlenstoffdioxid könnte dabei nach seiner katalytischen Reduktion an Uran in Brennstoffe wie Methan oder Benzin umgewandelt werden, während die Reduktion von Stickstoff an Uran eine kostengünstige Alternative zu dem bisherigen, sehr energie-intensiven Haber-Bosch-Prozess zur Ammoniak-Herstellung für Düngemittel sein könnte.

Weitere Informationen:

Dominik Halter
Tel.: 09131/85-27364
dominik.halter@fau.de

Prof.  Dr. Karsten Meyer
Tel.: 09131/85-27360
karsten.meyer@fau.de